Starke Tage

Für Menschen, die keine starke Menstruation haben, ist es schwer vorstellbar, was der Umgang mit viel Mensblut im Alltag bedeutet.…
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Für Menschen, die keine starke Menstruation haben, ist es schwer vorstellbar, was der Umgang mit viel Mensblut im Alltag bedeutet. Dieser Erfahrungsbericht von Anne bietet spannende Einblicke und liefert eine Menge Anstöße für einen positiven Umgang mit besonders starken Blutungen.

Über dieses Thema zu schreiben ist für mich eine ganz neue Erfahrung, weil ich meine Menstruation als selbstverständlich hinnehme, so wie sie eben ist – ohne intensiv darüber nachzudenken oder sie zu vergleichen. Manchmal verfluche ich sie, weil ich teilweise sehr starke Unterleibskrämpfe habe und mich echt mies fühle. An den meisten Tagen genieße ich sie aber, weil die Menstruation eine besonders verbundene Zeit mit meinem Körper bedeutet.

Meine Blutung

Es gab Zeiten, da konnte ich während meiner intensivsten Blutungen noch nicht mal von der Toilette oder der Dusche bis ans Waschbecken gehen (was direkt neben der Toilette und der Dusche ist), ohne dass das Blut an meinen Beinen herunterlief oder auf den Badezimmerboden tropfte. Erst beim Schreiben dieses Textes fällt mir auf, dass ich so stark in letzter Zeit nicht mehr geblutet habe.

In den meisten Zyklen gibt es nur einen Tag mit stärkerer Blutung, es können aber auch mal zwei Tage sein. Am ersten Zyklustag komme ich noch mit einer Midi-Binde mit Flügeln und einer klassischen darunter aus. Während des Tages habe ich immer mal wieder stärkere Unterleibskrämpfe, bei denen ich mir mit einer Wärmflasche und ein wenig Bewegung gut helfen kann.

Meine Routine

In der ersten Nacht kommt meine Blutung dann so richtig in Fluss, was auch die Beschwerden des ersten Tages verschwinden lässt. Dank einer weit nach hinten gezogenen Faltbinde maxi geht in der Nacht normalerweise nichts daneben. Morgens gehe ich als erstes zur Toilette, noch bevor der Kater sein Frühstück bekommt (sehr zu seinem Leidwesen), dann klappe ich die noch trockene oder weniger nasse Seite meiner Faltbinde nach oben, damit ich auf meiner Haut wieder ein angenehm trockenes und warmes Gefühl habe. Ich trinke dann in aller Ruhe ein Glas Wasser und füttere den Kater – so lange hält die Nachtbinde meist noch. 

Während meiner Menstruation habe ich in der Regel das Bedürfnis, ausgiebig zu duschen, statt mich am Waschbecken zu waschen. Meist empfinde ich dabei den warmen Duschstrahl als sehr angenehm und wohltuend an meiner Vulva. Getrocknetes Blut aus der Nacht löst sich leicht, ich sehe blutiges Wasser zwischen meinen Beinen in die Wanne laufen und fühle mich erfrischt.

Rot glühende Abendsonne
Glühende Abendsonne und das Titelfoto: Anne Flint.

Am zweiten Tag

…fließt das Blut weiter. Über den Tag verteilt kann ich immer wieder fühlen, wenn ein Schwall Blut kommt. Zwischendurch vergesse ich, dass ich gerade menstruiere und so werde ich immer wieder daran erinnert. Dann spüre ich entweder, dass bis zum nächsten Bindenwechsel noch Zeit ist oder ich merke, dass es an der Zeit ist, die Binde(n) zu wechseln.

Am zweiten Tag in diesem Zyklus habe ich zwei Maxibinden mit Flügeln, eine Hela maxi und zwei klassische Binden gebraucht. Teilweise habe ich sie miteinander kombiniert. Ich habe zweimal durchgeblutet – wenn ich intensiv beschäftigt bin, vergesse ich schon mal, dass ich gerade menstruiere. Dann mache ich mich kurz frisch, wechsle meine Unterhose oder auch meine Hose und gut ist. Ich habe den Vorteil, dass ich an Arbeitstagen für meine Pause nach Hause fahren kann, sodass ich diese Möglichkeit auch habe, wenn es bei der Arbeit passiert. 

Planung ist alles

Generell ist es an den stärkeren Blutungstagen für mich sehr wichtig, im Voraus zu planen. Habe ich zum Beispiel eine längere Autofahrt vor mir oder einen anderen Termin, kombiniere ich direkt mehrere Binden miteinander (zum Beispiel die Hela mit einer Binde ohne Flügel). Es gäbe natürlich die Möglichkeit, mehrere verschiedene Menstruationsprodukte miteinander zu kombinieren, zum Beispiel ein Schwämmchen oder einen Cup zusammen mit Binden. Das würde das Durchbluten effektiver verhindern. Weil es mir aber nicht groß was ausmacht (wie mir gerade bewusst wird) und ich mich damit am wohlsten fühle, nutze ich in der Regel ausschließlich Stoffbinden

Es war sehr spannend, mich für diesen Text mit meiner Blutung auseinanderzusetzen. Da ich seit Jahren nicht verhüte und auch keinen ausführlichen Menstruationskalender mehr führe, hatte ich einige Aha-Erlebnisse. Ich habe festgestellt, dass es ein „so ist das immer“ bei mir gar nicht gibt. Dass jeder Zyklus anders ist. Und somit freue ich mich schon auf meine nächste Menstruation.

Anne Flint
Anne Flint (Jahrgang 1983) lebt mit Mann und Katzen in Bayern. Neben der Arbeit als Telefonistin hat sie viele Interessen, zu denen u. a. auch das Schreiben aus ihrem Erleben heraus zählt.
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