Mein Weg zur natürlichen Verhütung

Und schon kommt der dritte Teil der Reihe „Pillenfrei“! Seit ich 14 war, saugte ich alle Informationen auf, die es…
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Und schon kommt der dritte Teil der Reihe „Pillenfrei“!

Seit ich 14 war, saugte ich alle Informationen auf, die es zu Verhütungsmitteln gab. Nicht, weil ich dafür Bedarf hatte, sondern weil mich das Thema faszinierte. Die Materialien, die ich las, bekam ich über die Schule und waren von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Und es war das Unterrichtsmaterial aus dem Biologieunterricht. Aber egal, was ich las, eine Anmerkung meiner Mutter, die ich als Kind gehört hatte, begleitete mich dabei.

Das Pillenblister

Ich hatte damals bei einem Besuch einer befreundeten Familie gefragt, was „das“ wäre. „Das“ war ein Pillenblister und meine Mutter erklärte, wofür man die Tabletten nahm. Auf meine Frage, ob sie das auch nähme, sagte sie, dass sie starke Nebenwirkungen davon hatte und sie deswegen nicht mehr nahm. 

Jahre später würde ich Tabellen mit aufgelisteten Verhütungsmitteln lesen und ernst zu der Spalte mit den Nebenwirkungen gucken. Die hatte eine ganze Reihe von Sachen, die ich nicht wollte. Damals hatte ich noch keinen Namen dafür, aber ich hatte und habe eine hypochondrische Ader in mir und mir wurde schon beim Durchlesen der Nebenwirkungen anders. Wie wäre es erst, wenn ich damit verhüten würde? Dazu kam, dass ich wusste, dass ich eine chronisch schlecht organisierte und hoch vergessliche Person war. Ich traute mir nicht zu, jeden Tag zu einer ähnlichen Zeit die Pille zu nehmen.

Ich verschob den Gedanken an die Pille

Ich tröstete mich damit, dass am Anfang ja sowieso Kondome wichtig wären und verschob Gedanken an die Pille auf einen anderen Tag. Es half, dass in meiner Freundinnengruppe fast keine die Pille nahm. Es war auf eine Weise auch einfach nicht Thema und weil ich nur einmal wegen konkreter Beschwerden zu einer Frauenärztin ging, gab es auch niemanden, der / die mir die Pille empfehlen konnte.

Der Weg zu „meiner“ Verhütungsmethode zeigte sich am Ende über Umwege. Denn in meiner Suche zu Informationen zum Mooncup stolperte ich mit 18 über das Nfp-Forum. Aber ich war ja nur da, um über Menstässchen zu lesen, NIEMALS würde ich mit so einer unsicheren (sic!) Methode wie Temperaturmessen und Körperbeobachtung verhüten! Da war ich mir so sicher. Und doch… las und las ich und saugte alle Informationen auf, die ich finden konnte. Endlich mehr über die Zusammenhänge erfahren und verstehen, endlich Wissen verknüpfen!

Zyklusbeobachtung

Irgendwann war ich so neugierig, dass ich beschloss, meinen Zyklus einfach so zu beobachten. Denn schon eine ganze Weile ging mir auf die Nerven, dass ich regelmäßig wieder Angst hatte, schwanger zu sein. Ich verhütete immer sorgfältig mit Kondomen und doch begleitete mich ein Gefühl von Unsicherheit. Im Nachhinein denke ich, dass das auch damit zu tun hatte, dass Kondome eher als Verhütung für Krankheiten angesehen werden und selten als ernsthafte Verhütung. Jedenfalls erhoffte ich mir von der Beobachtung (unter anderem) ein paar Tage weniger Sorgen darum. Das sagte ich mir, aber eigentlich war ich schon unaufhaltsam auf dem Weg zur überzeugten Nfplerin.

Als meine Mutter die Tabelle und das Thermometer fand, war sie tief entsetzt und sagte, dass sie damit schwanger geworden wäre. Doch diesmal hinterließ ihre Anmerkung nicht den gleichen Eindruck wie damals, als es um die Pille ging. Denn eines war mir durch die vielen Gespräche im Forum und dem Studieren von dem Buch zur Methode schon klar geworden: Mit Nfp halte ich die Sicherheit selbst in der Hand.

Das erste Mal ohne Kondom

Kurze Zeit später machte mein damaliger Freund eine kleine Bemerkung zu Kondomen. Und obwohl ich mir sicher bin, dass er weiter ausschließlich Kondome benutzt hätte, wenn das mein Wunsch gewesen wäre… wusste ich, das ich in dem Moment unfruchtbar war und dass das Kondom nicht nötig war. Im Forum hatte ich ein paar Tage vorher mit mehreren erfahrenen Anwenderinnen die Auswertung durchgesprochen und sie hatten bestätigt, dass mein Eisprung sicher vorbei war. An dem Tag hatte ich das erste Mal Sex ohne Kondom. Und danach hatte ich schreckliche Angst, dass ich mich getäuscht hatte. Dass die Methode doch nicht so sicher war, wie gedacht und… ich fand im Forum wieder Unterstützung. Noch in der Nacht schrieb ich eine persönliche Nachricht an eine Nutzerin, die sich die Kurve noch einmal anschaute und die Auswertung bestätigte und mich beruhigte. Ich gebe zu, so richtig geglaubt habe ich es trotzdem erst, als meine Mens einige Tage später einsetzte.

Unglaublich prägende Erfahrung

Gleichzeitig war diese Erfahrung unglaublich prägend für mich. Über die nächste Zeit ließ ich immer öfter das Kondom an den richtigen Zeiten im Zyklus weg und gleichzeitig ließ endlich meine tiefe Angst vor einer plötzlichen Schwangerschaft nach. Ich fieberte nicht mehr auf jede Menstruation hin und ich hatte beim Sex nicht mehr das Bedürfnis ständig meine Hände zu waschen und meinen Freund zum Händewaschen zu schicken. (Falls sich an den Händen ein verirrtes Spermium befand und das dann irgendwie den Weg in mich finden würde.)

Das Wissen, das ich durch Nfp erwarb, spielte dabei eine sehr große Rolle:

  • ​Das Ei in mir ist nur 13 Stunden befruchtbar.
  • Spermien überleben nur unter guten Bedingungen und dann höchstens 5 Tage.
  • Es braucht Millionen von Spermien um die Hülle um dem Ei zu knacken, nicht ein einzelnes verwirrtes Spermium, wie ich es mir immer vorgestellt hatte.

Schwangerschaft wurde so zu etwas, bei dem es eigentlich ein Wunder ist, wenn es klappt. Nicht zu etwas, das jeden Moment wie aus dem Nichts einfach so geschehen kann wie ein Schnupfen.

Es gab nie einen Grund die Pille zu nehmen

Für mich gab es nie einen Grund die Pille zu nehmen, ich war zufrieden, wie es war. Mich erwischte höchstens mal meine Neugier, dass ich zu gerne wüsste, wie das mit der Pille wäre. Die Angst vor Nebenwirkungen ist aber nicht kleiner geworden und so ist es bis heute so, dass ich noch nie hormonell verhütet habe und es mir auch nicht vorstellen kann. Nur, wenn es einen medizinischen über die Verhütung hinausgehenden Grund gäbe, würde ich eine der etablierten Pillen nehmen.

Ich bin froh, so früh eine Alternative gefunden zu haben, denn ich weiß nicht, ob ich weiterhin durchgehend nur mit Kondomen verhütet hätte. Mit Nfp brauche ich nur ca. die Hälfte des Zyklus Kondome und ich habe mir auch ein Diaphragma anpassen lassen. So habe ich eigentlich eine ganze Sammlung von Verhütungsmethoden aus denen ich die jeweils passende auswähle.

Der Moment, in dem ich das Nfp-Forum entdeckte, ist für mich im Nachhinein zu einem der wichtigsten meines Lebens geworden. Denn dort fand ich nicht nur meine Verhütungsmethode, sondern entdeckte noch für so viele andere Bereiche wertvolle Informationen auch aus dem gesundheitlichen Bereich. Und ich entdeckte Menschen, die heute in meinem Leben wichtig sind.

Petra Sood und Melanie Kühnlein waren auch in dem Forum und wir haben uns dort gelesen, bevor wir das erste Mal Kontakt hatten. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Und was für eine tolle!

Nina Hanefeld
Nina Hanefeld ist Autorin und Beraterin. Seit bald 15 Jahren berät sie mit Freude und Einfühlungsvermögen zu Menstruation, Verhütung und Gesundheit. Die Vermittlung von unterstützendem Wissen ist ihr eine Herzensangelegenheit.
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1 Kommentieren

Petra Sood 8. November 2017 - 17:49

Nina war mir im Forum aufgefallen, weil ihre Beiträge oft frech, intelligent und lustig waren. Das ist heute noch so :)

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