Menstruations-Management bei Prüfungen und im Beruf

Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich während aller wichtigen Momente meines Lebens menstruiert. Dazu gehörten auch eine…
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Manchmal kommt es mir so vor, als hätte ich während aller wichtigen Momente meines Lebens menstruiert. Dazu gehörten auch eine ganze Reihe von Prüfungen. Damit konnte ich aus verschiedenen Gründen sehr gut umgehen. Zentral war: Wissen! Denn es gibt ausgesprochen viele (aber leider oft noch immer wenig bekannte) Möglichkeiten, mit Blutungen und Schmerzen gut durch lang dauernde Prüfungen zu kommen.

Der folgende Artikel entstand aus der Situation heraus, dass ich in einer freien Abitur-Lerngruppe unterrichte und dort demnächst die Prüfungen anfangen werden. Schon kurz nach der Veröffentlichung kamen Hinweise von Leserinnen, dass das Wissen und die Tipps, die hier versammelt sind, auch im Beruf hilfreich sein können – weshalb der Titel angepasst wurde. 

Wie jedes Frühjahr, geht es für viele Menschen in die letzte Phase ihrer Ausbildung – meist mit einer Reihe von Prüfungen. Ob diese nun in der Schule, in der Ausbildung oder in der Uni sind, für einige kommt eine spezielle Herausforderung dazu: Die Menstruation. Je nach individueller Situation geht es dabei um Überlegungen, wie währenddessen mit Schmerzen, sehr starken Blutungen oder anderen Symptomen wie Übelkeit, Schwindel oder Durchfall umgegangen werden kann. Dazu kommt auch eine logistische Frage – wie nimmt man während der streng beaufsichtigten Prüfungen Menstruationsprodukte mit auf die Toilette?

Für die letzte Frage lohnt es sich, das Gespräch mit einer Lehrerin zu suchen, der du vertraust. Insbesondere, wenn du mehrere Male während der Prüfung die Toilette aufsuchen musst. Eine Möglichkeit wäre, entsprechende Artikel für alle zugänglich auf der Toilette zu deponieren. Oder es werden vor der Prüfung Täschchen zusammengestellt, die bei der Prüfungsaufsicht abgeholt und mitgenommen werden dürfen.

Beim Schreiben dieses Artikels ist mir wieder einmal aufgefallen, wie lange mich schon alternative Menstruationsprodukte begleiten. Obwohl ich mir sicher bin, dass ich während der einen oder anderen Abiturprüfung geblutet habe und auch bei vielen der darauf folgenden Prüfungen in der Universität und im Referendariat, so musste ich mir nie Gedanken um das „Wie“ machen. Denn mein Mooncup und später die Stoffbinden von Kulmine, begleiteten mich zuverlässig durch alle Prüfungsabenteuer. Kein einziges Mal kam ich in die Situation, ein Produkt während einer Prüfung wechseln zu müssen!

Das lag zum Einen an der Menstasse, die ich nutze. Mit Tampons hatte ich alle 2-3 Stunden einen Wechsel, mit der Tasse nur zweimal am Tag. Nun ist meine Blutung aber auch nicht sonderlich stark. Vor allem Menschen mit einer starken Blutung benötigen ein besonderes Menstruationsmanagement – vor allem in Ausnahmesituationen wie lang dauernden Prüfungen. Mehr Informationen findest du in unserem Blogartikel Hypermenorrhoe – wenn die Menstruation stärker ist.

Ich habe während der Schulzeit nie Freundinnen gefragt, wie sie mit der Blutung in Prüfungsphasen umgegangen sind, aber zur Abschlussfahrt wurde es doch Thema. Denn die Fahrt sollte auf einem Segelboot stattfinden! Einer Freundin gruselte es vor der Vorstellung, auf hoher See und auf engstem Raum mit anderen ihre Blutung und die für sie allgegenwärtigen und starken Schmerzen zu haben. Damals war ich schon aktiv im NFP-Forum (nfp-forum.de) mit seinem schier unendlichen Wissen zu allen möglichen Themen. Und nach einer Recherche-Runde mit mir und einem Gespräch mit einer sehr gut informierten Apothekerin, ging die Freundin mit einer großen Packung Magnesium und einem Notfall-Schmerzmittel an Bord. Mit der Einnahme des Magnesium hatte sie schon einige Tage vor der Menstruation angefangen und nahm es dann weiterhin jeden Tag. Ich erinnere mich noch gut, mit welch ungläubigem Staunen sie erzählte, dass sie die Blutung dieses Mal kaum bemerkte. Das Notfall-Schmerzmittel brauchte sie überhaupt nicht. So einfach kann es in manchen Fällen sein! 

Andere Ursachen von Menstruationsschmerzen können komplexer sein und die Suche entsprechend aufwendiger. Lohnenswert ist es trotzdem, denn niemand muss sich direkt mit Menstruationsschmerzen abfinden! Ich schreibe „direkt“, weil es leider auch Ursachen geben kann, die nicht ganz so einfach zu behandeln sind, oder eine Heilung davon abhängt, ob man kompetente Ärzt:innen oder Heilpraktiker:innen findet, die sich mit diesem Thema auskennen. (Mehr dazu kannst du ganz am Ende des Artikels unter dem Stichwort Endometriose lesen.) So kann es manchmal sein, dass eine mögliche Ursache entdeckt wird, diese aber nicht so einfach aufzulösen ist. Zum Beispiel kann sich ein verkrampfter Kiefer bis auf die weiblichen Organe auswirken und die Menstruationsschmerzen (mit)verursachen. In so einem Fall kann professionelle Hilfe unterstützend sein.

In vielen Fällen sind aber die sogenannten Prostaglandine für die Schmerzen verantwortlich – einige der hier beschriebenen Tipps wirken direkt oder indirekt auf diesen körpereigenen Stoff. Warum die Prostaglandine Schmerzen verursachen, kannst du in dem mittleren Teil von diesem Artikel der deutschen Apotheker-Zeitung (deutsche-apotheke-zeitung.de) nachlesen. Was bei dir die Auslöser für Schmerzen sind, wirst nur du alleine entdecken können und vielleicht werden die Inspirationen in diesem Artikel die Schmerzen auch nicht verschwinden lassen, sondern nur lindern.

Trotzdem ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, diese Suche zu starten – vor allem, wenn du dir schon Gedanken darum machst, wie du Menstruation, Schmerzen und eine kommende Prüfung managen kannst. Und dafür gibt es so viele Möglichkeiten, dass ich die gleich folgende Liste sogar nach Themen sortieren musste, damit sie nicht zu unübersichtlich wird!

In drei ausführlichen Blogbeiträgen kannst du sehr viel zu PMS und möglichen Behandlungsmöglichkeiten lesen: Teil 1, Teil 2, Teil 3. Dabei geht es unter anderem um den Umgang mit der emotionalen Seite des PMS. Doch einige der Hinweise für den Umgang damit, wiederholen sich bei dem Thema Menstruationsschmerzen – das spricht vor allem für ihre Wirksamkeit!

Das PMS Monster auf dem Bild ist kunstvoll interpretiert von Mela (melamint.de)!

Aber keiner der Hinweise kann in irgendeiner Form die Beratung von kompetenten Ärztinnen / Ärzten oder Apotheker:innen ersetzen. Und so individuell wie wir Menschen sind, so individuell sind auch die Schmerzen. Das heißt, es gibt bei keinem dieser Tipps eine Garantie – aber doch viel Raum sich auszuprobieren, zu experimentieren und die ein oder andere Sache zu entdecken, die Linderung bringt.

Alternative Menstruationsprodukte

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2002 wurde die erste Menstruationstasse aus Silikon kreiert: Der Mooncup!

Vielleicht hast du schon von der bekanntesten Alternative gehört: Die Menstruationstasse! Das sind kleine flexible Silikonbecher, die das Blut direkt in der Vagina auffangen. Sie können ausgeleert und immer wieder verwendet werden. Zu den alternativen Menstruationsprodukten gehören außerdem Schwämmchen und Stoffbinden. Immer wieder wird berichtet, dass die Nutzung dieser Produkte einen positiven Einfluss auf Menstruationsschmerzen hat. Je nach gewählter Variante sind sie außerdem sehr aufnahmefähig und können lange getragen werden. Sie lassen sich außerdem gut miteinander kombinieren und geben so noch länger Schutz, was gerade in Prüfungen sehr praktisch ist.

Wenn du mehr über alternativen Menstruationsprodukten lesen willst, geht das auf diesen Übersichtsseiten zum Tässchen, Schwämmchen und zur Stoffbinde. Die Alternativen lohnen sich auch dann, wenn du dir Gedanken über möglichen Geruch machst, der gerade bei langem Sitzen entstehen kann. Denn der typische Geruch, der mit Menstruationsblut in Verbindung gebracht wird, entsteht nicht. Mit alternativen Produkten wirst du (bei einer gesunden Vulvina-Flora) nur den leichten Eisengeruch des Blutes bemerken.

Darm ohne Charme – Durchfall und die Menstruation

Auf die hormonelle Umstellung vor der Blutung reagiert der Körper manchmal mit Durchfall. Damit kann man im Alltag schon irgendwie umgehen, aber wie geht das während der Prüfung? Zuerst die gute Nachricht: Verschiedene der hier vorgestellten Tipps können sich indirekt beruhigend auf deinen Darm auswirken. Doch auch hier muss individuell geguckt werden, was hilfreich ist. Falls sich nach dem Testen der hier vorgestellten Tipps nichts an der Häufigkeit der Toilettengängen während der Menstruation ändert, kann die Stärkung der Darmflora eine Linderung der Symptome erreichen. Zu diesem Thema kannst du dich in der Apotheke beraten lassen.

Für mich war das Thema Durchfall während der Menstruation in der Schulzeit sehr präsent. Mir war das so unangenehm, dass ich schließlich Tabletten einnahm, die den Darm komplett lähmten. Eine Heilung ist das natürlich nicht und leider kann der Wirkstoff auch abhängig machen. Dann kann der Darm gar nicht mehr seine Arbeit selbst regulieren. Für Ausnahmesituation wie Prüfungen finde ich es trotzdem wichtig, über diese Option Bescheid zu wissen – vor allem wenn nichts anderes hilft. Bei mir sind die Symptome verschwunden, als ich anfing Magnesium und Vitamin D zu nehmen.

Bei diesem Thema kann es auch wichtig sein, dich vor der Prüfung damit auseinander zu setzen, wie du mit häufigen Gängen zur Toilette umgehen willst: Hast du ein schlechtes Gefühl, wenn du häufiger aus dem Raum musst? Wie kannst du damit umgehen? Nimmst du dir die Freiheit, oft zu gehen? Oder wirst du an deinem Platz sitzen und dich schlecht fühlen? Gibt es eine Lehrerin, mit der du darüber reden kannst?

Den Zyklus unter die Lupe nehmen

Zyklusbeobachtung kann dir helfen, ziemlich genau zu wissen, wann deine Blutung startet. So verhinderst du plötzliche Überraschungen. Auch dann wenn Prüfungsaufregung den Zyklus durcheinander bringt, taucht sie selten so unvorhersehbar auf, wie oft gedacht wird. In den folgenden verlinkten Blogbeiträgen findest du Anregungen, wie du die Zyklusbeobachtung umsetzen kannst.

Die liebevoll von Mela gestalteten Menstruationskalender gibt es in zwei Varianten.

Minimalistische Zyklusbobachtung: Menstruationskalender ermöglichen durch den Einsatz von Farben einen guten Überblick über den Zyklus.
Einfache Zyklusbeobachtung: Dieser Text erklärt dir, wie du durch den Einbezug weiterer Körperzeichen genauer über den Start der Menstruation Bescheid wissen kannst.
Zyklusbeobachtung deluxe: Mit Zyklusbeobachtung kann man sogar sehr sicher verhüten – dieser Artikel gibt eine Übersicht, wie das möglich ist.
Im Bild zu sehen ist der liebevoll gestaltete Gezeiten-Kalender von Mela. Die Menstruationskalender gibt es in zwei Varianten.

Immer wieder berichten Anwenderinnen außerdem, dass die Zyklusbeobachtung bei ihnen einen positiven Einfluss auf Schmerzen hatte.

Kreislaufprobleme während der Menstruation

Frauen leiden aufgrund eines zu niedrigen Blutdrucks oft unter Problemen mit dem Kreislauf. Die hieraus resultierenden Symptome wie Übelkeit, Schwindel, Schwächegefühl, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen oder Blässe können insbesondere vor und während der Menstruation auftreten. Gerade der Blutverlust während der Mens ist für den Körper eine große Herausforderung – da kann der Kreislauf schon mal in den Keller fallen. 

Was Kreislaufprobleme vorbeugen kann:

  • Ausreichend trinken (etwa 1,5-2 Liter pro Tag) – denn ein Flüssigkeitsmangel vor der Periode kann den Kreislauf zusätzlich belasten.
  • Blutbildung unterstützen – über die Ernährung vermehrt Eisen aufnehmen.
  • Nicht zu wenig Salz zu sich nehmen – denn salzhaltige Ernährung lässt den Blutdruck ansteigen. Aber Achtung: Nicht zu viel Salz essen!
  • Alkohol und Nikotin vermeiden.
  • Obst und Gemüse sollten wichtige Bestandteile der Ernährung sein – denn darin enthaltenen Ballaststoffe und auch Kalium können helfen den Blutdruck zu regulieren.

Wichtig ist die Kreislaufprobleme und ein Absacken des Blutdrucks mit deinem Arzt / deiner Ärztin abzuklären. Diese:r kann bewerten, ob ggf. eine Nahrungsergänzung erforderlich sein und helfen kann.

Schmerzmittel: Es gibt mehr als Ibuprofen!

Schmerzmittel sind die bekannteste Umgangsform mit Menstruationsschmerzen. Unbekannt ist hingegen oft, dass sie mit einer frühen Einnahme oft geringer dosiert werden können und die Option besteht, dass sie dann besser wirken.  Hierfür ist auch die Zyklusbeobachtung hilfreich, denn sie wird dir ermöglichen, rechtzeitig zu erkennen, wann die Blutung startet. Neu ist vielen auch, dass es mehr Optionen als Ibuprofen gibt, die (je nach individueller Situation) besser wirken. Interessant sind Produkte, die krampflösend und schmerzlindernd wirken, indem sie zwei Wirkstoffe kombinieren. Und der Wirkstoff Naproxen wird oft als hilfreicher und andauernder in seiner Wirkung beschrieben.

Die Einnahme ist (neben den bekannten Tabletten) als Zäpfchen möglich, wodurch die Magenschleimhaut geschont wird und eine schnellere Wirkung erzielt werden kann. Werden die Schmerzmittel regelmäßig jeden Monat als Tabletten eingenommen, kann es sinnvoll sein, einen zusätzlichen Schutz für die Magenschleimhaut zu bedenken. Aspirin wird allgemein nicht bei Menstruationsschmerzen empfohlen. Sprich die Einnahme von Schmerzmitteln mit einer Apotheker:in oder einer Ärztin / Arzt ab und, falls du bisher keine genommen hast, teste vor der Prüfung, wie dein Körper auf sie reagiert. In geringer Dosierung sind sie frei verkäuflich, für höhere Dosierungen brauchst du ein Rezept. Ausführliche Informationen zu den verschiedenen Mitteln und zur Dosierung findest du in diesem Artikel der deutschen Apotheker-Zeitung: deutsche-apotheker-zeitung.de

Nahrungsergänzungsmittel

Am Anfang des Artikels wurde schon auf Magnesium eingegangen. Doch warum kann es überhaupt gegen Menstruationsschmerzen helfen? Das liegt daran, dass die Gebärmutter ein riesiger Muskel ist, der während der Blutung Schwerstarbeiten durchführt. Hat der Körper dann nicht genug Magnesium zur Verfügung, kann es zu Krämpfen kommen. Die deutsche Apotheker-Zeitung berichtet dazu: „Ein schon etwas in die Jahre gekommener Cochrane Review von 2001 kommt zu dem Schluss, dass Magnesium bei regelmäßiger Einnahme Regelschmerzen signifikant vermindert.“ (deutsche-apotheker-zeitung.de)

Doch eine Magnesium-Einnahme kann auch aus anderen Gründen interessant sein. In einem Artikel der deutschen Gesundheitsnachrichten heißt es:  „Magnesium-Mangel verbinden die meisten Menschen vor allem mit Wadenkrämpfen. Doch häufig unterschätzt wird, dass eine Unterversorgung mit dem lebenswichtigen Mineralstoff oftmals auch psychische Probleme verursachen kann, wie Unruhezustände, Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche, rasche Erschöpfbarkeit und Schlafstörungen bis hin zu Depressionen.“ (deutsche-gesundheits-nachrichten.de)

Gut zu wissen: Magnesium, das als Brausetabletten oder Pulver zum Trinken angeboten wird, ist oft eher niedrig dosiert und mit Zuckeraustauschstoffen versetzt, die zu Durchfall führen können. Doch tatsächlich gibt es noch viel mehr Vitamine und Mineralstoffe, die Menstruationsschmerzen lindern können! Dabei gibt es nicht immer eine Erklärung, warum oder wie genau diese Vitamine die Schmerzen lindern, aber in verschiedenen Studien, Artikeln und in den gesammelten Erfahrungen vieler Frauen, wirst du Empfehlungen für die folgenden Vitamine finden.

B Vitamine: In der Gruppe der B Vitamine wird von der deutschen Apotheker-Zeitung besonders die Wirkung von Vitamin B1 hervorgehoben: „Vitamin B1 in einer täglichen Gabe von 100 mg ist signifikant wirksamer [bei Menstruationsschmerzen] als Placebo.“ (deutsche-apotheker-zeitung.de) Doch auch Vitamin B6 könnte hilfreich sein, auch wenn es früh bei PMS eingesetzt wird. In einem weiteren Artikel der deutschen Apotheker-Zeitung wird festgestellt: „Die Übersichtsstudie zeigte, dass Vitamin B6 bei allen Formen des prämenstruellen Syndroms signifikant wirksamer ist als Plazebo. Physische Symptome konnten im Mittel bei 70% der Versuchspersonen gebessert werden, die depressiven Symptome wurden bei 63% der Testpersonen gelindert. Die Studien lassen eine Dosisempfehlung von 50 bis 100 mg am Tag als optimal erscheinen.“ (deutsche-apotheker-zeitung.de)

Vitamin D: Es gibt viele Gründe (netzwerk-frauengesundheit.com) sich um einen angemessen hohen Vitamin D Spiegel zu kümmern. Dass es auch gegen Menstruationsschmerzen hilft, ist mittlerweile auch durch Studien belegt – zum Beispiel in dieser (jamanetwork.com). Auf diese bezieht sich auch ein Interview in der deutschen Apotheker-Zeitung: „Hier kann Vitamin D Linderung verschaffen. Das zeigt eine aktuelle klinische Studie von Lasco et al., in der der Einfluss von Vitamin D auf die Dysmenorrhoe [Menstruationsschmerzen] erfasst wurde. Dabei erhielten 40 betroffene Frauen mit Regelschmerzen fünf Tage vor dem voraussichtlichen Regelbeginn entweder – einmalig – 300.000 I.E. Vitamin D oder ein Scheinmedikament (Placebo). Nach zwei Monaten kam es in der Vitamin-D-Gruppe zu einer Schmerzreduktion von 41%. Am meisten profitierten die Frauen, die zu Studienbeginn über massive Schmerzen klagten.“ (deutsche-apotheker-zeitung.de) Das Interview ist sehr medizinisch geschrieben und behandelt eigentlich das Thema Endometriose. Dabei geht es aber immer wieder auch um Menstruationsschmerzen an sich. Neben den Angaben zu Vitamin D, kannst du dort auch nachlesen, warum Magnesium und andere Vitamine hilfreich sein können.

Wichtige Anmerkung: Wenn du Vitamin D einnehmen willst, lass vorher deinen Wert in einer Praxis oder einem Labor testen. Durch die Vitamin D Einnahme entsteht außerdem ein erhöhter Bedarf an Magnesium! Warum das so ist, wird in diesem ausführlichen englischen Artikel erklärt: jaoa.org

Falls du vor allem jetzt in der Prüfungsphase Schmerzen bekommst, wird das generell gerne auf Stress geschoben. Dabei führt Stress zu einem höheren Bedarf an bestimmten Vitaminen / Nährstoffen (swr.de) (zum Beispiel auch Vitamin B12), was bedeutet, dass eine Linderung durch die zusätzliche Einnahme von Ergänzungsmitteln möglich sein kann. Auch die Pille und andere hormonelle Verhütungsmethoden erhöhen den Nährstoffbedarf (deister-apotheke.de).

Linderung zum Trinken 

Wenn du weißt, dass du oft zu wenig trinkst, kann allein das Mehr-Trinken schon einen Versuch wert sein. Abgesehen davon gibt es eine ganze Reihe von Tees, die sich bei Menstruationsschmerzen bewährt haben. Das Tolle daran ist, dass du sie ohne Probleme mit in die Prüfung nehmen kannst. Vielleicht nimmst du zusätzlich eine Flasche normales Wasser mit, falls du zwischendrin etwas ohne Geschmack trinken willst. Ingwertee ist besonders lecker, wenn du ihn selber machst, indem du eine frische Knolle nutzt und diese in fein geschnittenen Scheiben mit heißem Wasser aufgießt.

Traditionell wird auch Schafgarbe oder Frauenmantel als Tee bei Menstruationsschmerzen getrunken. Du kannst einen Aufguss aus 2 TL je Tasse machen und ihn mehrmals täglich trinken. Schafgarbe soll blutstillend und krampflösend wirken. Du kannst sie auch auch als Badezusatz nutzen.
Wichtig: Diese Tees ist nicht zur dauerhaften Anwendung, sondern zum Einsatz während der Menstruation gedacht!

Frauenmantel soll erhellend und erheiternd wirken – eine Wirkung, die bei Prüfungen auch unabhängig von der Menstruation hilfreich sein können. Bitte sei vorsichtig, wenn du empfindlich auf Licht / Sonne reagierst, denn es verstärkt die Wirkung von Sonnenlicht. Bitte trink keine Schafgarbe oder Frauenmantel, wenn du hormonell verhütest, da es eventuell die Wirkung herabsetzen kann.

Linderung durch Nahrung

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Insbesondere, wenn du schon einige Tipps und Tricks ausprobiert hast und du keine Veränderung deiner Schmerzintensität feststellen konntest, kann es lohnenswert sein, deine Ernährung unter die Lupe zu nehmen. Abgesehen davon, dass ausreichendes und nahrhaftes Essen gerade während der Menstruation wichtig ist, weil dein Körper viel Energie braucht, kann der Verzicht auf manche Nahrungsmittel den Unterschied zwischen schlimmen oder erträglichen Schmerzen machen.

Manchmal reicht es schon die Tage vor der Blutung auf bestimmte Nahrungsmittel zu verzichten, in anderen Fällen mag eine grundsätzliche Umstellung der Ernährung der Schlüssel sein. Teilweise kann der negative Einfluss mancher Nahrungsmittel durch ein Enzym erklärt werden. Diaminoxidase ist dafür verantwortlich, Histamin im Körper abzubauen. Histamin ist in allen haltbaren Lebensmitteln und (unter anderem) auch in Tomaten, Schokolade und hartem Käse vorhanden. Kurz vor der Blutung liegt die Diaminoxidase oft in abgeschwächter Form vor, was bedeutet, dass Histamin nicht vollständig abgebaut werden kann. Das wiederum führt zu Krämpfen und anderen Beschwerden. Eine Ernährung mit frischen und histaminarmen Nahrungsmitteln kann somit hilfreich sein. Unabhängig von Histamin kannst du testen, ob ein Verzicht von Kuhmilchprodukten (vor allem Käse), Zucker und Zitrusfrüchte für dich einen Unterschied macht.

In der Prüfung selbst kannst du kandierten Ingwer als einen wärmenden und schmerzlindernden Snack mitnehmen – er hilft auch gegen Übelkeit. Und dass Ingwer gegen Menstruationsschmerzen hilft, wurde nun auch durch Studien bestätigt: „Trotz geringer Studiengröße der sieben zusammengefassten Studien konnte eine signifikante Wirksamkeit gegenüber Placebo und eine ähnlich gute Wirksamkeit wie NSAR [Schmerzmittel] gezeigt werden. Als Tagesdosis werden 0,75 g Trockenextrakt über die ersten drei bis vier Tage der Menstruationsblutung empfohlen, die bei Bedarf auf bis zu 2 g pro Tag gesteigert werden können.“ (deutsche-apotheker-zeitung.de)

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Bewegung und Entspannung  

Obwohl du dich während Prüfungen nur eingeschränkt bewegen kannst, gibt es in dieser Zeit doch mehrere Möglichkeiten für wohltuende Bewegung. Erstmal kannst du Zuhause vor der Prüfung eine kleine Bewegungsrunde machen oder du nutzt deinen Gang zur Toilette, um entspannende und lockernde Bewegung unterzubringen. Wenn du dich nicht in den wenig ansprechenden Schultoiletten bewegen willst, kannst du das (wenn du dich damit wohl fühlst) auch auf dem Gang bei der Aufsicht im Flur machen. Hilfreich kann schon sein, dich gründlich zu strecken, einmal alle Gelenke zu bewegen und auch das Gesicht kann sich mit ein paar Grimassen bewegen und entspannen.

Bewegungen, die speziell bei Schmerzen hilfreich sind:
Wenn du dich nicht bewegen willst, aber deinen Körper trotzdem unterstützen magst, gehe für einen Moment in eine tiefe Hocke. Überhaupt hilft es, die Füße anzuziehen, durch Knien, Hocken oder indem du die Füße beim Sitzen hochlegst. Falls du das hilfreich findest, kannst du deine Schule fragen, ob du einen zusätzlichen Stuhl erhältst. Falls sie das nicht zulassen, kannst du versuchen, es medizinisch mit deinen Menstruationsschmerzen zu begründen. Du kannst deinen Körper auch unterstützen, indem du beim Sitzen auf eine aufrechte Körperhaltung achtest, deine Beine den Boden (oder einen Hocker) in einem 90° Winkel berühren und du ausreichend atmest. Eine natürlich aufgerichtete Körperhaltung kann auch einen positiven Einfluss auf Angst und Aufregung während der Prüfung haben. Um zu dieser aufgerichteten Haltung zu kommen, kannst du deine Sitzknochen als Hilfe nutzen. Setz dich so hin, dass du diese beiden Knochen gut spürst und neige dich sachte vor und zurück, bis du das Gefühl hast, genau im Lot zu sitzen.

Langfristig hilfreich kann gut angeleitetes Yoga sein – insbesondere Lunayoga. Wenn diese Art von Bewegung gut angeleitet wird, kannst du auch Entspannung erleben. Diese kann sich positiv auf dein Befinden während der Menstruation auswirken. Gerade in Prüfungssituationen kann es lohnenswert sein, diesem Thema Aufmerksamkeit zu schenken. Finde heraus, was dich entspannt: Ein klassisches warmes Bad? Ein Spaziergang ohne Gedanken zur Prüfung? Ein Kinobesuch oder langes Telefonat mit jemandem, der / die dir nahe ist? Oder vielleicht etwas ganz anderes? Auch kleine Übungen können hierfür hilfreich sein. Unter diesem Link findest du eine Anzahl von Artikeln, die sich damit beschäftigen: Klick

Natürliche Unterstützung bei Menstruationsschmerzen

Zum Glück darf man einige Sachen mit in die Prüfung nehmen – viele nutzen das für einen Glücksbringer. Wenn man die Prüfung menstruierend schreibt, kann dieser Glücksbringer in der Form von einem Fläschchen Muskatellasalbeiöl daherkommen. Allein der Duft kann wohltuend sein. Muskatellasalbei kann aber auch als Tee getrunken werden, oder tröpfchenweise mit etwas warmen Wasser eingenommen werden. Es kann auch zur Massage genutzt werden.

Dann gibt es eine Reihe von Hilfe, die im Vorfeld stattfinden kann und für die du eine kompetente Ärztin, Arzt oder Heilpraktiker:in brauchst: Gemeinsam könnt ihr gucken, ob dir Schüsslersalze (zum Beispiel die „heiße 7“) oder Akupunktur / Akupressur hilft.

Dass Akupressur eine wirksame Hilfe ist, wurde in einer lang angelegten Studie der Charité in Berlin bewiesen. Wenn du testen willst, ob dir diese heilsame Art von Berührung hilft, solltest du damit frühzeitig vor den Prüfungen anfangen. Die Ergebnisse der Studie zu Akupressur und Menstruationsschmerzen kannst du hier (aerztezeitung.de) nachlesen. Zu den Ergebnissen berichtet der Artikel: „Nach drei Monaten in der Akupressurgruppe hätten 37 Prozent der Teilnehmerinnen eine fünfzigprozentige Schmerzreduktion erreicht. Nach sechs Monaten seien es mit 58 Prozent sogar mehr als die Hälfte gewesen. In der Kontrollgruppe waren es zu beiden Zeitpunkten rund fünfundzwanzig Prozent der Teilnehmerinnen. Zudem musste die Akupressurgruppe weniger Schmerzmedikamente einnehmen und berichtete insgesamt über eine geringere Schmerzintensität als die Kontrollgruppe.“

Aus der Studie ist außerdem die Luna Selbsthilfe App (itunes.apple.com) hervorgegangen, die du dir selbst runterladen und testen kannst.

Wohltuende Wärme

Wer länger auf diesem Blog mitliest, wird schon bemerkt haben, wie oft über dieses Thema geschrieben wird – doch weil es nicht oft genug gesagt werden kann, darf die heilende, unterstützende und oft unterschätzte Wirkung von Wärme auch in diesem Artikel nicht fehlen!

Prüfungen werden oft über Stunden geschrieben – doch wer sagt, dass du es dir in dieser Zeit nicht so gemütlich wie möglich machen kannst? Zieh deine Schuhe aus und schlüpf in warme (echte) Wollsocken. Nimm dir eine Wärmflasche mit, oder kleb dir ein Wärmepflaster an eine für dich hilfreiche Stelle. Wärmflaschen können in eine gewöhnliche Stofftasche gesteckt werden, oder unter einem weiten Pulli versteckt werden. Du kannst dich auch auf die (mit wenig Wasser befüllte) Wärmflasche setzen. Falls du eine Wärmflasche mit in die Prüfung nehmen willst, sprich das bitte unbedingt mit einer zuständigen Person ab, so dass dir kein Täuschungsversuch vorgeworfen werden kann.

Etwas unpraktisch für die Prüfung ist die Variante, die Wärmflasche für den Einsatz von feuchter Wärme zu nutzen. Dazu umwickelst du eine Wärmflasche mit einem feuchtem Tuch (zum Beispiel einem Geschirrtuch oder Handtuch) und legst die Wärme da hin, wo du es gerade brauchst. Vielleicht findest du auch einen kuscheligen Nierenwärmer hilfreich. Sie können unter der Kleidung getragen werden und geben ein geborgenes Gefühl. Mich begleitete über Jahre zu jeder langen Prüfung ein Sitzkissen, um die unbequemen Stühle wenigstens etwas erträglicher zu machen.

Die Pille

Weil viele Gynäkolog:innen nur wenig wirklich hilfreiche Tipps für den Umgang mit Schmerzen haben, verschreiben sie in vielen Fällen die Pille. Damit wäre die Menstruation erträglicher, sagen sie dann. Nur dass man während der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln gar keine Menstruation hat! Die wird nämlich vollkommen ausgeschaltet. Die Blutungen, die dabei ab und zu erlebt werden, sind Abbruchsblutungen und keine echte Menstruation.

Ich berate immer wieder Frauen (natuerlich-informiert.de), die die Pille gerne absetzen wollen, sich aber große Sorgen machen, dass die starken Schmerzen wieder kommen. Bisher war diese Sorge in allen Fällen unbegründet, denn mit dem neuen Wissen konnte ein neuer Umgang mit den Schmerzen gefunden werden – oder sie verschwanden sogar ganz. Eine ganze Reihe von mutmachenden Beiträgen zur Entscheidung für ein Leben ohne hormonelle Verhütungsmittel findest du unter dem Hashtag Pillenfrei.
Wenn schon viel ausprobiert wurde, aber zum Beispiel bei Endometriose keine Veränderung festgestellt wird, kann die Pille aber tatsächlich eine große Erleichterung sein, solange die Nebenwirkungen nicht überwiegen.

Eine abschließende Anmerkung zu Endometriose

Ein oft übersehener Grund für sehr starke Menstruationsschmerzen ist Endometriose (medizin.uni-tuebingen.de). Dies ist eine Krankheit, die leider noch viel zu wenig erforscht wurde, aber immerhin langsam etwas bekannter wird. Bei Endometriose wachsen Schleimhaut-Zellen außerhalb der Gebärmutter und können (je nachdem wo sie sich befinden) zu heftigen Schmerzen und Verwachsungen führen. Es gibt die Vermutung, dass diese Art von Zellen oft außerhalb der Gebärmutter gefunden werden können, sie aber nur bei einigen tatsächlich zu Schmerzen führen. Eine Endometriose kann nur durch eine Bauchspiegelung eindeutig bestätigt werden. Durch die mangelnde Forschung hat man bisher nur zwei offizielle „Lösungen“: Den Zyklus durch die Pille anzuhalten und damit zu verhindern, dass die Endometriose ihre zyklusabhängigen Reaktionen / Schmerzen hat, oder durch eine Operation die Zellen und Verwachsungen zu entfernen. Leider ist auch mit der Entfernung der Zellen nicht sicher gestellt, dass die Schmerzen nachlassen. Trotzdem und gerade deswegen lohnt es sich, vor der Entscheidung für eine hormonelle Behandlung oder eine Operation, verschiedene Richtungen des Schmerzmanagments zu testen und auch alternative Behandlungsmethoden mit einzubeziehen. Eine Diagnose kann auch deswegen wichtig sein, weil du so einfacher Krankschreibungen / Atteste während der Menstruation bekommen kannst. Das ist vor allem für Prüfungen wichtig, die nur mit Attest ohne Probleme nachgeschrieben werden dürfen.

Wir wünschen dir viel Erfolg bei möglicherweise anstehenden Prüfungen und freuen uns sehr über Erfahrungsberichte und weitere Tipps, wie du während Prüfungen mit der Menstruation umgehst oder umgegangen bist! 

Haftungsausschluss: Die Tipps dieser Reihe sprechen keine Behandlungsempfehlung aus. Bitte nutze alle Hinweise verantwortlich. Wenn deine Beschwerden nicht besser werden, ist es sinnvoll, sie mit deiner Ärztin oder deinem Arzt abzuklären.

Das Bild im Header ist von Kathryn Furniss aus Neuseeland und heißt Kotuku Sunset. Kathryn Furniss ist auf Facebook (facebook.com) und hat eine Homepage (kathrynfurniss.co.nz), auf der du weitere Bilder von ihr angucken kannst.

Nina Hanefeld
Nina Hanefeld ist Autorin und Beraterin. Seit bald 15 Jahren berät sie mit Freude und Einfühlungsvermögen zu Menstruation, Verhütung und Gesundheit. Die Vermittlung von unterstützendem Wissen ist ihr eine Herzensangelegenheit.
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Geburtsvorbereitung 3. August 2020 - 3:52

Die Geburt ist immer ein einzigartiges Erlebnis.
Dabei spielt es keine Rolle, ob es das erste Kind der Frau ist, oder nicht.

Wichtig sind Liebe des Umfelds, um dem Neugeborenen eine optimale Entwicklung zu gestatten.

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