Workshop: Blutige Anfänger*innen? – Alles zur Menstruation!

In den letzten Tagen vor dem Sommercamp habe ich mich so intensiv mit dem Thema Menstruation auseinandergesetzt, dass ich schon im Scherz dachte: „Jetzt bekomme ich wohl aus lauter Solidarität selbst noch meine Tage.
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Auf dem Sommercamp des >Bund Deutscher Pfadfinder*innen, das auf dem Gelände des AJZ in Neubrandenburg stattfand, gab es vom 28.07.-04.08.2019 die Gelegenheit, an einem Menstruations-Workshop von Sophie Schröter teilzunehmen. Sie hatte uns vorher gefragt, ob wir Kulmines als Anschauungsmaterial schicken, was wir sehr gerne gemacht haben. Vor einigen Tagen schickte sie uns diesen Bericht, den wir mit ihrer Erlaubnis mit euch teilen.

In den letzten Tagen vor dem Sommercamp habe ich mich so intensiv mit dem Thema Menstruation auseinandergesetzt, dass ich schon im Scherz dachte: „Jetzt bekomme ich wohl aus lauter Solidarität selbst noch meine Tage.“ Diese waren für Juli, aber schon vorbei. :)
Am Morgen des 30.07.2019 wurde dann mein Workshop auf der täglichen Assamblea angekündigt und prompt ergaben sich die ersten Probleme: Die Nennung des Themas des Workshops auf Deutsch und Englisch war für mich kein Problem. Für die Übersetzung ins Griechische, da sich auch 18 Teilnehmende mit dieser Muttersprache in der Gruppe befanden, fehlten der übersetzenden Person dann erstmal die Worte, weshalb sollte sich noch später herausstellen.
Am Nachmittag fanden sich dann vier Teilnehmerinnen zum Workshop ein.
Nach ihren Erwartungen an die Veranstaltung gefragt, antworteten die Interessierten, dass sie vor allem einmal ganz frei über die Blutung reden möchten und außerdem gerne verschiedene Produkte kennenlernen würden.
Gesagt – getan!

Zur Einstimmung sahen wir uns gemeinsam das Musikvideo zu „Ich blute“ der Band „Respect my Fist“ an. In dem kraftvollen Punksong konnten sich einige der Pfadfinderinnen gut wiedererkennen, was in der folgenden Diskussion noch vertieft werden konnte.
Nun gab ich den Teilnehmerinnen die Aufgabe, Begriffe oder Wortgruppen zu nennen, die sie als Synonyme für Menstruieren kennen. Hierbei stellte sich heraus, dass das Wort Menstruation im alltäglichen Griechisch nicht gebräuchlich scheint. Dafür wird eher der Begriff monatlicher Fluss genommen, was auch die Übersetzungsprobleme vom Anfang erklärte. Als höfliche Ausdrucksform seien auch die Sätze “Ich fühle mich nicht wohl” oder “Ich habe meine schwierigen Tage” gebräuchlich. In deutscher und englischer Sprache kamen wir noch auf viele verschiedene andere Wendungen, die zusammen folgendes Bild über die Periode ergaben: Sie tut weh, ist rot, kommt regelmäßig und ist negativ behaftet.
Einen langen theoretischen Input zum Zyklus gab es im Workshop nicht, um dies jedoch nicht vollkommen außer Acht zu lassen, sahen wir gemeinsam das Video “This is your period” in zwei Minuten vom Onlineauftritt der Zeitschrift Glamour auf YouTube, was für einige Lacher sorgte.
Im Anschluss las ich den Text “schneeblutchen” von Piotr K´an aus der ersten Ausgabe des Zines Zank vor. Nun folgte die von den Interessierten schon am Anfang gewünschte Vorstellung verschiedener Menstruationsprodukte. Gezeigt wurden zur einmaligen Verwendung
Softtampons, Binden, Tampons, mit und ohne Einführhilfe und Slipeinlagen. Hierbei stießen vor allem sogenannte Multiwayeinlagen, also Slipeinlagen, welche verschiedenen Slipformen angepasst werden können, auf große Gegenliebe. Bis auf die Softtampons waren alle gezeigten Produkte aus Biobaumwolle. Erstere konnten sich die Teilnehmenden in Probepäckchen der Firma Joydivision mitnehmen, worauf einige junge Frauen zurückkamen.
Besonderes Interesse hatten die jungen Frauen an wiederverwendbaren Alternativen, da für sie Themen wie Ökologie und Gesundheit, aber natürlich auch der finanzielle Aspekt eine Rolle spielen. Hierbei zeigte ich ihnen Menstruationsunterwäsche, Vulvipads, Tampons/Binden/Slipeinlagen aus Stoff, Levantiner Schwämmchen und Menstruationstassen.
Zu den Stoffbinden der Firma Kulmine kamen viele Nachfragen und
einige der Teilnehmenden nahmen sich vor, diese einmal auszuprobieren. Hierfür hatte ich Listen mit den einzelnen Produkten und verschiedenen Hersteller*innen zum Mitnehmen vorbereitet.
Zum Ende der Veranstaltung stöberten die Teilnehmerinnen im ausgelegten Infomaterial und freuten sich besonders über die Cuterus-Aufkleber.
Ich fand es etwas schade, dass nur Frauen* an meinem Workshop teilgenommen haben, obwohl er für all gender ausgelegt war.
Aufgrund des engen Zeitfensters kamen wir an diesem Tag nicht mehr zur Lernplattform “ready for red”, für welche uns für dieses Camp die Zugänge gesponsert wurden, konnten uns jedoch zwei Tage später hierfür zusammenfinden. An diesem Tag hatten auch zwei männliche* Personen Interesse an der Nutzung der Plattform und ließen sich von mir eine Einführung geben. Des Weiteren bekundete eine Teamerin großes Interesse an “ready for red” und probierte es.
Alles in allem kann ich auf zwei kleine Veranstaltungen mit jungen Menschen verschiedener Geschlechter zurückblicken, deren Sichtweisen auf die Menstruation ich hoffentlich positiv beeinflussen konnte.

*Das Sternchen hinter der Geschlechtszuschreibung Frau/Mann markiert ein trans-inklusives Verständnis des Begriffs.

Fremde Feder
Manche Kundinnen* von Kulmine und Leserinnen* des Magazins schreiben lieber anonym; sie alle finden sich unter dem Autorinnennamen* "Fremde Feder".
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1 Kommentieren

Petra Sood 10. August 2019 - 18:10

Liebe Sophie,
Workshops, wie du sie gegeben hast, sind so wichtig. Mitzuhelfen sie zu ermöglichen, belebte schon immer meine Arbeit für Kulmine. Danke für deinen inspirierenden Bericht!
Petra

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